Das Wort Kafenio (καφενεíο)
hat seinen Ursprung in der Verbindung des arabischen "Qahveh" (Kaffee) mit dem persischen "Khaneh" (Haus), also "Qahveh-khaneh", Kaffee-Haus. Daraus wurde das türkische "Kahvehane" (Kaffeehaus) und im Weiteren das frühgriechische Kafenes (καφενές).
Aber auch andere Sprachen griffen auf das türkische "Kahvehane" zurück. Und so findet man das Wort leicht abgeändert im kroatischen "Kavana", im rumänischen "Cafenea", im albanischen "Kafaneja" und im mazedonischen "Kafeana". "Kafana" lautet das sinngemäße Wort in der bosnischen, montenegrinischen, serbischen und slowenischen Sprache.
Auch die Funktion des Kafenios als sozialer Treffpunkt für Männer, die hier nicht nur Kaffee sondern auch alkoholische Getränke konsumierten, wurde in diesen Ländern aus der Zeit während der osmanischen Herrschaft übernommen.
Giorgos Pittas (Γιώργος Πίττας, *1954 in Athen) Buchautor und Gründer der Webpräsenz "greekgastronomyguide" meint in seinem Buch "τα καφενεία":
Kafenia sind Orte der politischen Auseinandersetzung,
"kleine Parlamente des Landes".
In Kafenia
wird hauptsächlich griechischer Kaffee serviert. Allen voran der Ellinikos Kafes (ελληνικός καφές), der typisch griechische Kaffee, der auch in der Kurzform "Ellinikos" bestellt wird. Und natürlich der Café frappé (καφές φραπέ), kurz Frappé genannt, der überall in Griechenland verfügbare Instantkaffee, das erfrischende Sommergetränk mit Eiswürfel. Wie sie zubereitet werden, können sie weiter unten nachlesen.
Im Kafenio gibt es aber auch Bier (μπύρα), Retsina (ρετσίνα), Tsipouro (Τσίπουρο) und Ouzo (Ούζο), manchmal in Begleitung von kostenlosen Mezedes (μεζέδες) oder Snacks (σνακ).
Interessant ist, dass im Wörterbuch der neugriechischen Sprache in der Definition von Kafenio dezidiert auf alkoholfreie Getränke hingewiesen wird:
Kafenío: ... ein Ort zur Erholung und ein Treffpunkt, hauptsächlich für Männer,
wo Kaffee, alkoholfreie Getränke, Gebäck usw. serviert werden und wo die Möglichkeit für verschiedene Spiele besteht, hauptsächlich mit Karten und Tavli ...
... das trifft etwa auf George's Cafe (καφενές του Γιώργη) in Pitios nahe der Satdt Chios zu, wo es den Winter über nur Kaffee und alkoholfreie Getränke gibt.
Im traditionellen Kafenio "I Symi", nahe dem Fischmarkt der Stadt Rhodos, ist außer Meze auch ein 'Fisch des Tages' auf der Karte zu finden.
1885 gegründet, wurde später aus dem "Tsinari" in Thessaloniki eine Kombination aus Kafenio und Ouzeri. Seit Anfang der 1990 Jahre ist das Lokal eine weithin bekannte Ouzo-Taverne und nicht nur vom Aussehen hier ein absolutes Original.
Das Kafenio "Melístakto", kurz vor dem Kloster Zoodochou Pigi (Ιερά Μονή Ζωοδόχου Πηγής) im Süden der Insel Poros, hat sich hingegen in einzigartiger Weise auf Mehlspeisen und Omlette spezialisiert.
Arkesini, nahe der Südküste auf Amorgos besitzt seit 1975 das kleine Kafenio "O Makis" des Makis Loudaros. Er ist bereits im Ruhestand, das Lokal derzeit vorübergehend geschlossen. Das Kafenio versorgte früher die nahe Umgebung auch mit Grundnahrungsmittel.
Giorgos Pittas erzählt im "Greek Gastronomy Guide" die Geschichte von über 75 authentischen Kafenia auf Festland und Inseln in kurzweiliger Art, die Berichte sind noch dazu mit teilweise sehr alten Fotos wunderschön bebildert.
In ländlicher Gegend
ist das Kafenio nach wie vor ein Ort, wo man sich nach der Arbeit trifft, um sich zu unterhalten. Hier werden Neuigkeiten ausgetauscht und transportiert, man spielt Tavli oder Karten und pflegt seine sozialen Kontakte.
Manchmal, in entlegenen Gegenden der Inseln, übernimmt das Kafenio auch die Versorgung mit Grundnahrungsmittel, steht damit aber nicht in Konkurrenz zu Minimarkt oder Periptero. Für Durchreisende werden gelegentlich regionale Spezialitäten angeboten. Das Kafenio liegt meist an der Hauptstraße oder am zentralen Platz des Dorfes, dem "πλατεία", ist von der Ausstattung her einfach gehalten und in der Regel ein Familienbetrieb.
Vor nicht allzu langer Zeit
war das Kafenio nicht nur das Herz der männlichen Gesellschaft, sondern, mit Ausnahme von Reisenden, auch den Männern vorbehalten. Damals war es Standort des "Dorftelefons" - Dorfbewohner wurden verständigt wenn sie am Telefon verlangt wurden und ins Lokal beordert. Somit war das Kafenio in abgelegenen Gegenden auch ein wichtiges Verbindungsglied zur Außenwelt.
Derzeit sieht man tagsüber nicht nur ältere, sondern auch junge Männer vor den Kafenia im Schatten sitzen. Durch die Krise der vergangenen Jahre sind viele arbeits-, oft auch hoffnungslos geworden.
In Städten
steht der Begriff Kafenio eher für ein Kaffeehaus, eine "Kafeteria". Viele davon haben Bar-Charakter oder werden als Künstler- oder Literatencafes bezeichnet. Beispielsweise das 1940 eröffnete Athener Floka's, das die Dichter Odysseas Elytis und Nikos Gatsos zu Gast hatte und zuletzt durch ein modernes Einkaufszentrum ersetzt wurde. Oder das Establishment-Kaffeehaus Neon (Neon Byzantion) am Omonia-Platz. 1920 gegründet, mehrmals umgebaut und seit 2011 geschlossen.
Vor allem in den Städten tendiert die jüngere Bevölkerung zunehmend zu Cafe-Bars, den "Kafeterias".
In den griechischen Kafeterias
werden alle gängigen Heiß- und Kaltgetränke, auch alkoholische, serviert. Zudem bekommt man Snacks, kleine Speisen und Süßigkeiten. Sie werden oft mit großem handwerklichen Können und enormer Ideenvielfalt vor Ort frisch zubereitet. Auch hier steht die soziale Interaktion im Vordergrund, adaptiert für jüngere Leute. Mit moderner, aber auch traditioneller Live-Musik, mit WiFi-Hotspots und selbstverständlich ohne Geschlechtertrennung.
Die Konkurrenz in den Städten ist riesig, daher sind originelle Ideen und hohe Qualität der Produkte für die Betreiber existenziell.
Der griechische Kaffee, der "Grieche" - der Ellinikos (Ελληνικός)
wurde früher auch in Griechenland und Zypern als türkischer Kaffee, oder "Türke" bezeichnet. Als Reaktion auf die gewalttätigen Ausschreitungen gegen griechische Minderheiten in Istanbul (Konstantinopel), Ankara und Izmir (das Progrom von Istanbul - Septemberereignisse - Σεπτεμβριανά) im September 1955 und des eskalierenden Zypernkonfliktes bezeichnete das griechische Volk ihn fortan nicht mehr als türkischen, sondern nur noch als griechischen Kaffee.
Die Zubereitungsart ohne Filter stammt ursprünglich aus der arabischen Welt, entweder aus dem Jemen oder von den Beduinen des Nahen Ostens. Die Verwendung von Kaffee wurde im Osmanischen Reich während der Regierungszeit von Suleiman dem Prächtigen nach der Eroberung Ägyptens eingeführt und gelangte so auch nach Griechenland. Charakteristisch an dieser Methode ist, dass der Kaffeesatz in die Tasse miteingeschenkt wird.
Die Zubereitung
erfolgt, für uns ungewohnt, durch Aufkochen von sehr feinem Kaffeepulver in einer speziellen Messing- oder Kupferkanne, die Briki genannt wird. Traditionell wird der "Ellinikos" über offener Flamme zubereitet.
Das griechische Kaffeepulver enthält keine zusätzlichen Gewürze wie beispielsweise Kardamom. Griechen würzen ihren Kaffee so gut wie nie. Selten gibt man, beispielsweise im Norden Griechenlands, einen Schuss Ouzo oder etwas Mastix-Likör hinein. Der typische Geschmack, wie sie ihn von ihrem Griechenlandurlaub vielleicht noch in Erinnerung haben, entsteht nur bei Verwendung der original griechischen Kaffeemarken, wie 'Loumidis Papagalos' oder 'Bravo'. Sie haben eine besondere Röstung, werden sehr fein gemahlenen und sind auch bei uns über den Versandhandel leicht erhältlich.
Im Lokal wird der gewünschte Süßegrad bei der Bestellung mit angegeben, die Varianten sehen sie in dieser Tabelle.
Die Zubereitung des perfekten griechischen Kaffees:
Füllen sie in ein sauberes und trockenes Briki vorzugsweise lauwarmen Wasser in der genau benötigte Menge.
Geben sie Kaffeepulver und Zucker wie gewünscht (siehe Tabelle) in das Wasser.
Das Briki vollflächig (für eine gleichmäßige Erhitzung) auf die Feuerstelle/Herdplatte stellen und langsam umrühren bis sich Kaffee und Zucker gelöst haben. Nach vollständiger Auflösung nicht mehr weiterrühren!
Wenn der Schaum aufzusteigen beginnt, das Briki vom Herd nehmen und 2-3 Mal leicht auf der Theke aufklopfen. Dadurch fällt der Schaum in sich zusammen.
Das Briki gleich wieder auf den Herd stellen. Sobald der Kaffeeschaum nun ein zweites Mal aufzusteigen beginnt, vom Herd nehmen, einige Sekunden warten und langsam in die klassischen Tassen füllen.
Koffein
Es kommt in der Natur im Laub vieler Pflanzen vor und schützt die Blätter vor pathogenen Mikroorganismen. Es hat eine milde stimulierende Wirkung auf den Körper. Die Art und Weise, wie wir griechischen Kaffee zubereiten, gewährleistet den niedrigsten Koffeingehalt im Vergleich zu anderen Zubereitungsarten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei der Zubereitung von griechischem Kaffee der größte Teil des Koffeins im Bodensatz verbleibt.
Griechischer Kaffee enthält 40 mg Koffein pro Tasse (5 g Kaffee). Laut globalen Gesundheitsorganisationen sollte die Tagesmenge an Koffein, die ein gesunder Erwachsener täglich konsumiert 300 bis 400 mg nicht überschreiten. Ausgenommen sind schwangere und stillende Frauen, hier beträgt die maximale Gesamtkoffeinaufnahme 200 mg pro Tag. Andere Koffeinquellen wie Tee, Schokolade, alkoholfreie Getränke und Energiegetränke sollten jedoch in dieser Menge enthalten sein.
Infos zu Koffein, so zu finden auf: https://www.loumidis.gr
Der Café frappé
Der Kafes Frape (καφές φραπέ) ist ein Kaltgetränk aus Instantkaffee und Eiswürfel. Er wird gemixt.
Der große Unterschied zu unserem Eiskaffe liegt im Eis. Bei uns wird Vanilleeis verwendet, in Griechenland sind es normalerweise Eiswürfel. Die Variante mit Vanilleeis gibt es aber auch in Griechenland: der Café frappé pagoto, kurz Frappé Pagoto.
Wie beim Ellinikos wird eine "Zuckerangabe" gemacht. Glykos für süß, metrios für halbsüß oder sketos, wenn man den Frappé ohne Zucker möchte.
Eine weitere Variante wird von Griechen "Frapogalo" genannt. Man bekommt einen Frappé mit Kondensmilch, sie wird erst nach dem Aufschäumen dazu gegeben.
Ein Frappé mit einem Schuss Baileys ist keine Rarität, und wenn schon denn schon - probieren sie die Variante mit Kahlúa, dem legendären mexikanischen Likör aus Kaffee, Zuckerrohr und Vanille.
Die Zubereitung
kann auf zwei Arten erfolgen. Entweder wird der Frappé im Shaker schaumig geschüttelt oder, und das ist der Normalfall, im elektrischen Frappeschäumer aufgeschäumt. Für ein optimales Ergebnis gibt es ein speziell für Frappé hergestelltes Instantkaffeepulver. Das Geheimnis liegt in der Kaffeepulver-Herstellung und in der Physik. So hat gefrier-getrockneter Kaffee mehr Ölgehalt als ein sprühgetrocknetes Kaffeepulver und, jetzt kommt die Physik ins Spiel, je weniger Öl vorhanden ist, desto dichter wird der Schaum.
Wer hat's erfunden?
Es gibt da eine Geschichte vom Herrn Dimitrios Vakondios, der im Jahre 1957 Mitarbeiter des griechischen Nestle-Vertriebs war. Wieso er während der Internationalen Messe in Thessaloniki auf die Idee kam, den Instant-Nescafe im Nesquik-Shaker so lange zu schütteln, bis er sich schließlich umziehen gehen musste, ist nicht bekannt. Möglicherweise wollte er nur schnell eine kalte Erfrischung oder er hatte einfach kein Heißwasser zur Verfügung. So kann man es zumindest bei Daniel Young, einem angesehenen Lebensmitteljournalisten, der auch Autor des Buches "Coffee Love" ist, nachlesen. Das "wieso" ist aber gar nicht so wichtig, viel mehr zählt das Ergebnis und damit meine ich nicht den angekleckerten Anzug des Herrn Dimitrios Vakondios.
Dimitrios Vakondios, der Frappe-Erfinder sagte später in einem Interview:
"Mein Anzug wurde schmutzig, aber so wurde der Frappe geboren!
Von Anfang an sahen die Leute ihn als Erfrischungsgetränk.
Sie sagten: Bier ist ein halbes Glas Schaum und kostet 8 Drachmen.
Dieser Kaffee ist auch ein halber Becher Schaum, kostet aber nur 7 Drachmen "...
Aus dem Shaker kam der erste Frappe mit einer Schaumhaube. Sie gilt als Markenzeichen des griechischen Kultgetränkes. Wie schon oben erwähnt, soll wenig Öl im Instantpulver vorhanden sein, statt dessen aber viele Proteine. Letztere, so ließ ich mir erklären, werden auf Oberflächen aktiv. Das heißt, sie bilden eine dünne Membran und schließen zugleich Luft ein. Der Schaum erhält dadurch ein enormes Stehvermögen und läßt sich noch dazu schwer versenken.
Das Getränk war kreiert, aber noch namenlos. Jedenfalls war Herrn Vakondios' Kreation sehr schnell unter den Mitarbeitern der griechischen Nestle-Niederlassung beliebt.
Wo, wann und wie es dann zur Namensgebung kam, ist unklar. Aber schon bald danach rührte die schweizer Firma Nestle auf der 'Contemporary Home Exhibition' im Zappeion von Athen die Werbetrommel für den Frappe.
Ein in griechischer Sprache verfasstes Rezept wurde von Nestlé beworben:
2 Tassen Nestle-Kondensmilch, 1 Tasse Wasser, 2 Teelöffel Nescafe
und 1 Messlöffel Vanilleeis in einen Mixer geben.
Einige Sekunden mischen und servieren.
In Anlehnung an die französische Zubereitung war damals noch Eiscreme in der Rezeptur vorgesehen. Aber bald war es vorbei mit der Milch im griechischen Frappe. Die Rezeptur änderte sich auf eine milchlose Zubereitung - von den Griechen als „Frappe Horis Gala“, also Frappe ohne Milch bezeichnet. Dadurch vereinfachte sich auch die Zubereitung enorm.
"Alles was Sie tun müssen, ist Nescafe, Zucker und kaltes Wasser zu schlagen", versprachen Werbeanzeigen aus dem Jahre 1963 - a star was born.
Abschließend sei noch erwähnt:
Café frappé ist bei Touristen sehr beliebt. Für sie wird er auch mit verschiedenen typisch griechischen Aromen, wie z. B. Ouzo gemischt
Seit den 1990er Jahren wird er auch in Zypern konsumiert ...
Man verwendet einen Strohhalm zum Trinken ...
In Bulgarien wird oft Coca-Cola anstelle von Wasser verwendet ...
In Serbien wird immer Speiseeis hinzugefügt ...
Der Schaum ist umso haltbarer, je konzentrierter die Kaffeelösung ist. Das ideale Verhältnis für einen dicken, cremigen Frappenschaum ist 1 Teil Instantkaffee und 4 Teile Wasser.